FairPay KuBi
FairPay für (freie) Akteur*innen der kulturellen Bildung
Mit seiner spartenübergreifenden Perspektive will Das Bündnis den prekären Verhältnissen in der kulturellen Bildung und Kulturvermittlung Aufmerksamkeit verschaffen und eine Veränderung der Strukturen, der finanziellen Ausstattung und der Absicherung insbesondere der frei und hybrid arbeitenden Akteur*innen bewirken. Dazu erhebt die Projektgruppe “FairPay KuBi” im Jahr 2023 valide Daten zum Arbeitsfeld kulturelle Bildung, sucht den Austausch und Schulterschluss mit anderen Aktiven und Interessensverbänden bundesweit und entwickelt Handlungsempfehlungen für Politik, Stiftungen, Studiengänge und Kultureinrichtungen. Dabei sollen nicht nur die Arbeitsbedingungen für die bereits im Feld Aktiven in den Blick genommen werden, sondern auch die Zugänglichkeit des Arbeitsmarkts unter Diversity- Perspektive.
Zu den Akteur*innen der kulturellen Bildung und Kulturvermittlung zählen wir Kunst-, Theater-, Tanz-, Medien- , Film-, Literatur-, Musik-, Zirkus- und Museumspädagog*innen, Kulturvermittler*innen und Guides für Stadthistorie und Gedenkstätten. Sie sind aktiv für Kultureinrichtungen, in Vereinen und gemeinnützigen Unternehmen, für Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, im Auftrag von Stiftungen und Dachverbänden, für Kommunen und Bildungsregionen. Sie ermöglichen kulturelle Teilhabe von Anfang an bis ins hohe Alter, sie bilden und begeistern den künstlerischen Nachwuchs von morgen, sie sind die publikumsnahen Gesichter der Kultureinrichtungen und setzen durch “Bildung und die Förderung künstlerischer Betätigung” einen gewichtigen Teil des Staatsziels Kulturstaatlichkeit um.
Werde Teil des Bündnis und engagiere Dich in unserer Projektgruppe!
Kontakt: payment@dasbuendnis.net
↓ Statement FairPay kulturelle Bildung
Lies unser ausführliches Statement zur aktuellen Situation kultureller Bildner*innen in Deutschland.
Statement Projektgruppe “FairPay für (freie) Akteur*innen der kulturellen Bildung”
Das Bündnis für eine gerechte Kunst- und Kulturarbeit ist ein Zusammenschluss von freien und institutionellen Kulturschaffenden, der sich im Frühjahr 2020 gegründet hat.
Gemeinsam machen wir uns dafür stark, dass die bundesweit 1,3 Mio. Personen in Kulturberufen faire Bedingungen und Entlohnung vorfinden. Dabei gilt unser solidarischer Blick zuvorderst den besonders prekären Arbeitsfeldern mit unzureichender oder fehlender Interessensvertretung. In unseren anhaltenden Netzwerksgesprächen der letzten Jahre stach die Lage der Vermittler*innen in der kulturellen Bildung als besonders prekarisiert hervor. Laut Statistischem Bundesamt stellten 2019 die Erwerbstätigen in der Berufsgruppe “Lehrtätigkeiten an außerschulischen Bildungseinrichtungen” (17 %) die größte Gruppe der Kulturberufe dar. Gleichzeitig ist sie in ihrer Heterogenität die wohl am gründlichsten übersehene Kultur-Berufssparte in Pandemiezeiten gewesen und wird nun unter der steigenden Mittelknappheit besonders zu leiden haben.
Zu den Akteur*innen der kulturellen Bildung und Kulturvermittlung zählen wir Theater-, Tanz-, Medien- , Film-, Literatur-, Musik-, Zirkus-, Kunst- und Museumspädagog*innen, Vermittler*innen und Guides für Stadthistorie und Gedenkstätten. Sie sind aktiv für Kultureinrichtungen, in Vereinen und gemeinnützigen Unternehmen, für Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, im Auftrag von Stiftungen und Dachverbänden, für Kommunen und Bildungsregionen. Sie ermöglichen kulturelle Teilhabe von Anfang an bis ins hohe Alter, sie bilden und begeistern den künstlerischen Nachwuchs von morgen, sie sind die publikumsnahen Gesichter der Kultureinrichtungen und setzen durch “Bildung und die Förderung künstlerischer Betätigung” einen gewichtigen Teil des Staatsziels Kulturstaatlichkeit um.
Obwohl kulturelle Bildner*innen methodisch selten spartenbeschränkt arbeiten, bestimmt meist der Einsatzort die finanzierungsrelevante Ressort- und Spartenzugehörigkeit. Der rechtliche Rahmen, Anforderungsprofile, Verdienst-, Förder- und Vertragsmöglichkeiten variieren für ein und dieselbe Person, bei gleicher Arbeit, je nach Veranstaltungskontext oft gravierend. Innovative Grenzgänge werden häufig durch einschränkende Sparten und Ressort bedingte Vorgaben verhindert. Kultureller Bildung mangelt es an einer zentralen Zuständigkeit, die diese Grenzen überwindet.
Für die kulturellen Bildner*innen der darstellenden Künste wurden dank engagierter Interessensvertretung in den letzten Jahren wesentliche Verbesserungen erreicht. Zu nennen sind etablierte Mindesthonorare, gute Weiterbildungsangebote, ein relativ gutes Angebot an sozialversicherungspflichtigen Stellen an öffentlichen Einrichtungen und eine Aufwertung der theaterpädagogischen Abteilungen in vielen Häusern. Dennoch haben noch nicht alle Akteur*innen gleichermaßen Zugang zu den erreichten Verbesserungen, wie der BfDK mit dem aktuellen “Fair Pay! – ein Beteiligungsprozess zur Neuausrichtung der Honorarempfehlungen” deutlich macht. “Projektitis”, fehlende Grundfinanzierungen (unter Corona fehlende Überbrückungshilfen von laufenden Programmen), kommunale Leerstellen und Bürokratie zwischen den Zuständigkeiten machen die Arbeit und das Auskommen gerade von freien Kulturpädagog*innen in kleineren Städten und ländlichen Räumen extrem schwer.
Im Bereich Kunstpädagogik und Museumspädagogik, aber auch Medienpädagogik und Filmpädagogik scheinen die Bedingungen für freie Akteur*innen besonders prekär. Das Fehlen von gewerkschaftlicher Vertretung ist augenfällig. Darüber hinaus scheinen Bildungs-, Kultur- und Sozialpolitik nicht im Blick zu haben, dass hauptsächlich ohnehin prekarisierte freiberufliche Künstler*innen und Kulturschaffende die viel beschworenen „kulturellen Bildungsorte“ und „kulturelle Bildungslandschaften“ als solche realisieren.
Im Ausstellungswesen /Bildende Kunst / Film / Medien/ kulturelles Erbe haben diese meist noch nicht einmal Zugang zur KSK. Das solistiche Arbeiten ist hier sehr verbreitet. Viele Ausschreibungen verlangen gemeinnützige Kooperationspartner*innen, kaum eine Ausschreibung außerhalb der darstellenden Künste zählt Mindesthonorare als Förderbedingung auf. Die meisten Museen zahlen unterhalb der Empfehlungen der BfK und wälzen das volle Buchungsrisiko auf die freien Honorarkräfte ab. Die letzte Erhebung des IfM 2017 besagt, dass gerade einmal 7% der Kulturvermittler*innen in deutschen Museen angestellt sind und erschreckende 45% quasi ehrenamtlich arbeiten. 35% sind freiberuflich.
Im Kontext der freien Kinder- und Jugendarbeit werden ebenfalls zu komplexe und unflexible Antragsverfahren bei zu niedrigen Honorarsätzen bemängelt. Sind akademisch ausgebildete Kunstschaffende im Rahmen von Ganztagsschule oder ähnlichem zur Gestaltung des Ganztags angestellt, werden sie trotz erforderlicher zusätzlicher pädagogischer Ausbildung unter dem Tarif ausgebildeter Erzieher*innen eingruppiert.
Leider setzen sich die BKJ, die LKJs, die Bundesakademie für kulturelle Bildung, der Bundesverband Museumspädagogik, der ehem. Rat für kulturelle Bildung und der deutsche Kulturrat etc. bislang nicht bzw. nicht ausreichend für bessere Arbeitsbedingungen in der kulturellen Bildung und die vielen freien Akteur*innen darin ein. Wir benennen dies als ein riskantes Versäumnis. Denn der Wert kultureller Bildung für ein demokratisches Miteinander scheint inzwischen unumstritten; ein früher positiver Zugang zu Kultur und künstlerischem Ausdrucksvermögen sind nachweislich die Grundvoraussetzung für lebenslange kulturelle und gesamtgesellschaftliche Teilhabe, das hält auch der Städtetag 2017 in der “Nürnberger Erklärung” fest.
Seit Ende der 1990er Jahren werden in den verschiedenen Bundesländern immer mehr anspruchsvolle Studiengänge zur kulturellen Bildung/ Kulturvermittlung angeboten. Vor diesem Hintergrund sollten Kultur- und Bildungsverantwortliche Verantwortung übernehmen, dass die Abgehenden ihren Lebensunterhalt in ihrem Beruf bestreiten können. Wie kann kulturelle Bildung für diversitätsorientierte Teilhabe sorgen, wenn das Arbeitsfeld selbst so prekär ist, dass nur durch einen Zweitjob, Familienvermögen und durch EU-Pass abgesicherte Akteur*innen darin aktiv sein können?
Ausbildung und Absicherung des Nachwuchses sind jedoch nicht alles. Es muss auch an die älteren Akteur*innen gedacht werden. Wie können diese vor Altersarmut geschützt werden, wie können sie sich in einem sich rasend komplexer und anspruchsvoller werdenden Feld behaupten und weiter erwerbsmäßig erfolgreich sein? Wie können Kultureinrichtungen unterstützt werden, damit sie besser und fairer mit ihren Vermittler*innen umgehen und gemeinsam mit ihnen wachsen können? Wie könnten auch freie Akteur*innen ihre Expertise als freie Soloselbständige auf dem Markt zu auskömmlichen Honoraren anbieten, ohne dass sie Vereine oder gGmbHs gründen und verwalten müssen oder von gemeinnützigen Institutionen und deren Agenda abhängig sind?
Das Feld der kulturellen Bildung ist groß und vielfältig. Die einzelnen Akteur*innen stehen oft nur mit Kolleg*innen in ähnlichen Arbeitskontexten im Austausch. Fehlende Vernetzung, Solidarität und Informationstransfer zu unternehmerischen Fragestellungen tragen zur Prekarisierung und Marginalisierung der Akteur*innen bei. Auch unsere Fokusgruppe hat blinde Flecken zu einzelnen Arbeitsfeldern, wie der Zirkus- oder Musikpädagogik. Um das gesamte Spielfeld der kulturellen Bildung kartografieren zu können, starten wir Anfang Januar 2023 eine breit angelegte Umfrage unter allen (freien) Akteur*innen der kulturellen Bildung und rufen zur Mitarbeit in unserer Fokusgruppe auf.
Aktuelle Mitarbeitende:
Birgit Reich
Núria Mesull
Marcel d’Appuzo
Christine Koschel
Anna Schiefer
Erweitert:
Ulrike Thomann
Presse/PR:
Birgit Reich
Friedrich Hensel
Núria Mesull
Christine Koschel
Podcast:
Lisa Bergmann
Christine Koschel
Sophia Sadzakov
Hier findest Du verschiedene Berechnungsmodelle zur Honorargestaltung und FairPay-Modelle aus dem Ausland.
Aktuelle Modellvorschläge und Empfehlungen:
Deutschland:
8. Kultusministerkonferenz Honorarmatrixstruktur 2022
→ www.kmk.org
Basishonorare für selbstständige Kreative_ver.di 2022
→ drive.google.com/file
Die neue Honoraruntergrenze_Bundesverband freie darstellende Künste 2022
→ drive.google.com/file
Honorar-Empfehlungen Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler 2022
→ www.b-f-k.de/service
Honorarempfehlungen Verband Deutscher Kunsthistoriker 2022
→ www.kunstgeschichte.org/existenzgruendung
Blick über die Grenzen:
Österreichischer Kulturrat: FairPayReader für bessere Vertragsmodelle, gesetzliche Honoraruntergrenzen und soziale Absicherung.
→ www.kulturrat.at
Schweizer Vertretung aller Kulturvermittler*innen: Transparenz, faire Bedingungen und Honorarleitlinien.
→ www.kultur-vermittlung.ch
Archiv: Arbeitsthemen