Unten auf der Seite findet Ihr eine Liste mit verlinkten Honorarempfehlungen. Die lexikalische Anordnung stellt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Die Darstellung soll dazu dienen, von Modellen der verschiedenen Kulturbereiche zu lernen und Euch eine Idee davon vermitteln, wie Ihr Eure eigenen Berechnungen vornehmen könnt. Die aufgeführten Leitlinien sind nach ihrem praktischen Nutzen oder ihrem Bekanntheitsgrad ausgewählt worden. In der Praxis kann eine Kenntnis solcher Modelle Euch zum Beispiel auch als Argumentationshilfe in Verhandlungen unterstützen. Beauftragende können aus ihnen eine realistische Honorarschätzung für ihre Budgetkalkulation ableiten.
Wir appellieren an dieser Stelle an alle Freiberuflichen: Nehmt das Thema Selbständigkeit ab dem ersten Auftrag ernst. Als Selbständige seid Ihr für alles Betriebswirtschaftliche selbst verantwortlich und Ihr bestimmt selbst Euren Preis! Konkrete Honorarvorstellungen der Auftraggebenden können nur Verhandlungsgrundlage sein.
Euer persönliches Mindesthonorar, unter dem Ihr Euch niemals verkaufen solltet, lässt sich recht leicht errechnen. Zunächst müssen Eure Preise eine Menge unverzichtbare Dinge abdecken:
Lebenshaltungskosten inkl. Gesunderhaltungskosten (Die Anzahl der zu versorgenden Familienmitglieder und die ortstypischen Grundversorgungskosten können stark variieren.)
Private Vorsorge (Versicherungen und Rücklagen für Alter, Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit.)
Einkommenssteuer
Betriebskosten (Arbeitsraum/-platz inkl. NK, Instandhaltungskosten, Büroausstattung, Telekommunikation, Arbeitsmaterialien, Werkstoffe.)
Berufliche Vorsorge und Versicherungen (Berufshaftpflicht, Rechtsschutz, berufsständische Mitgliedschaften)
Sämtliche Weiterbildungskosten (Fachliteratur, Schulungen, Fachvorträge, Jahrestagungen, Symposien, ...)
Fahrt-, Transport- und Reisekosten
Bildung von Betriebsrücklagen
ggf. Honorare für Subunternehmer*innen oder Angestellte
ggf. Umsatzsteuer
Zuletzt ist die Frage, welchen Lebensstandard ihr anstrebt - auch im Alter oder im Fall von früher Erkrankung. Wie viel Geld muss dafür extra zur Verfügung sein oder angelegt werden? Welchen Ausbildungsstandard, welche Erfahrungen wollt Ihr Euren Kindern ermöglichen? Ferner müsst Ihr bedenken, dass Ihr nicht 365 Tage im Jahr Vollzeit arbeiten könnt. Careverpflichtete ohnehin nicht. Abrechenbare, auftragsbezogene Leistungen erbringt Ihr wegen Krankheit, Urlaub, Feiertagen, Fortbildung, Akquise, Büroarbeit, Abrechnung, Steuer etc. vermutlich nur an rund 100 Tagen im Jahr, ggf. auch nur in Teilzeit. Investierte Zeit ist also bei weitem nicht gleich in Rechnung stellbare Zeit und damit mit Stundenlöhnen von Angestellten nicht vergleichbar.
Aus all diesen Überlegungen ergibt sich nun Euer ausgewiesener Stundenpreis, den zuverlässige, gut ausgebildete, erfahrene und sich weiterbildende Kulturarbeiter*innen bei der aktuellen Personalnachfrage und der aktuellen politischen Stimmungslage auch einfordern können.
2024 ganz neu erstellt ist der kostenfreie Honorarrechner für Kreative von ver.di. Zwei weitere einfache, kostenfreie Stundensatzrechner findet Ihr hier: aus Hamburg, aus Gollenberg.
Die Allianz Deutscher Designer e.V. hat eigene Stundensatz- und Aufwandskalkulatoren entwickelt. Idealerweise fertigt ihr zusätzlich eine Liquiditätsplanung. In Baden-Württemberg bietet das kubuzz-Programm kostenfreie Weiterbildungen für kreative Selbständige an.
Honorare können übrigens Stundenhonorare, Tagessätze oder pauschale leistungsbezogene Preise sein. Die Abrechnungsart bestimmt ebenfalls Ihr. So könnt Ihr angebrochene Stunden anteilig oder voll in Rechnung stellen. Die Abrechnungsweise, wie auch die hinzukommende Steuer, ist im Angebot auszuweisen und/ oder vertraglich festzuhalten. Ein weiterer Rechnungsposten "Nutzungsrechte" kann aus dem Urheberrecht und dem Leistungsschutzrecht abgeleitet werden.
Verhandlungsscham und Bescheidenheit sind Eigenschaften, die sich Selbständige in Bezug auf Honorare nicht leisten können, auch wenn sie Sicherheiten wie z.B. eine Immobilie haben. Auch das Kleinrechnen von Honorarbedarfen in Projektanträgen zugunsten eines Mehr-Kultur-Effekts ist eine Falle. Wir stehen alle in gegenseitiger Verantwortung, den Kulturbereich aus dem Prekariat zu holen. Wer ehrenamtlich arbeiten kann und will, sollte das so benannt tun. An der Konsolidierung nicht kostendeckender Preise mitzuwirken, zerstört den Markt und die Existenzen von Kolleg*innen. In Bereichen wie beispielsweise der Museumsvermittlung wird dies gerade an einem akuten Personalschwund sichtbar. Am Ende ist niemandem mit zu niedrig kalkulierten Honoraren geholfen.
Die EU-Kommission hat Ende 2022 den Weg frei gemacht für tarifvertraglich geregelte Honorarstandards in soloselbständig dominierten Branchen. Wir raten daher aktuell allen Kreativen sich Gewerkschaften anzuschließen. Die Zahl der Mitglieder ist die Macht der Gewerkschaften. Ihr könnt Euch dort auch ganz persönlich engagieren.
→ "Honorarrechner für Kreative" von ver.di (veröffentlicht Februar 2024)
⇒ dazu hier ergänzend ein Hilfe zur Eingruppierung nach TvöD
→ "Basishonorare für selbstständige Kreative" von ver.di (Stand Dezember 2022)
→ BBK Leitfaden Honorare für bildende Künstlerinnen und Künstler 2022
→ BBK Leitlinie Ausstellungsvergütung 2021
→ ver.di Berechnungstabelle Ausstellungshonorar 2007
→ "Die neue Honoraruntergrenze" des Bundesverbands für Darstellende Künste (Stand September 2022)
→ Honorarempfehlungen des Verbands Deutscher Kunsthistoriker 2022
→ Honorarempfehlungen des Bundesverbands freier Kulturwissenschaftler 2022
→ Honorar-Empfehlungen des VHD für selbständige Historiker und Historikerinnen 2022
→ Vergütungsregeln Deutscher Journalistenverband (DJV). "Frei.Fair.Handeln" (2010)
→ Vertragsbedingungen und Honorare Deutscher Journalistenverband (DJV) 2013
→ Die Honorarordnung Literatur des Netzwerk Freie Literaturszene Berlin (Stand: März 2024)
→ Verband deutscher Schriftsteller*innen in ver.di (VS)
→ Honorarrichtlinien Verband der Erzählerinnen und Erzähler e.V. 2022
→ Der Gagenkompass von PRO MUSIK 2024
→ Honorarempfehlungen des Deutschen Tonkünstlerverbands (laufend aktualisiert)
→ unisono Honorarmindeststandards für Musiker*innen (laufend aktualisiert)
→ Richtlinie zur Vergütung von Jazzmusiker*innen. Deutsche Jazzunion, Dezember 2022
→ Koalition Freie Szene FFM, Frankfurt. Empfehlung Auftrittshonorare, Honorarschlüssel Gesangs- und Musikpädagogik
→ Tanz-in-Schulen Honorarempfehlung Aktion Tanz – Bundesverband Tanz in Bildung und Gesellschaft e. V.
→ Honorarordnung für Ausstellungsgestaltung (HOAS) 2022
→ Kalkulationsansatz + Bestellmaske Honorarwerk Illustration (2019)
→ "Honorarmatrixstruktur" der Kultusministerkonferenz (Stand Oktober 2022)
→ Visarte Künstlerhonorare + Rechner 2021/22 Schweiz, Liechtenstein
→ Kulturvermittlung Schweiz. Honorarleitlinie Freie Kulturvermittler (2021)
→ Kulturvermittlung Schweiz. Übersicht verschiedener Honorarleitlinien Kunst und Kultur (CH)
→ Kulturrat Österreich. FairPayReader. Für faire Bedingungen in Kunst, Kultur und Medien.
→ Österreichischer Verband der Kulturvermittler:innen im Museums- und Ausstellungswesen. Honorarempfehlung (2022)
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